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Herz aus Gold in Augsburg

HErz Aus gOld- Augsburg

Am Mittwoch, den 25.07.2018 besuchte ich das neue Musical "Herz aus Gold" auf der Freilichtbühne des Theater Augsburg. Ich habe mich vorher nur kurz mit der Geschichte befasst und den Abend einfach auf mich zukommen lassen.

Das Stück mit den Texten von Andreas Hillger und der Musik von Stephan Kanyar (Das Duo brachte bereits das Musical CASANOVA im Landestheater Dessau auf die Bühne), thematisiert die Geschichte von Jakob Fugger (Chris Murray), der schon damals zu den bedeutendste Kaufherren und Handelsmännern zählte. Jakob kehrt nach einigen Jahren in Venedig, die er dort verbrachte um das Geschäft auszubauen, nach Augsburg zurück. Dort trifft er auf seine Jugendliebe Sybilla Sr. (Roberta Valentini), die zu seinem Bedauern nun bereits verheiratet und Mutter geworden ist. Sie beginnen eine kurzweilige Affäre, bis Sybilla Sr. ihm ein kurioses Angebot macht. Anstatt ihrer Hand, verspricht sie ihm die ihrer Tochter, Sybilla Jr. (Katharina Wollmann), um keine Schande über ihre Familie zu bringen. Außerdem möchte sie Jakob die Möglichkeit einräumen, sich noch einen würdigen Erben zu schenken, da Sie selbst zu alt sei, um ihm diese Ehre zu erweisen. Er geht auf dieses Angebot ein und Sybilla Jr. stürzt in ihr Unglück. Jakob kümmert sich nicht um sie, Sybilla Sr. mischt sich weiter in die Zukunft ihrer Tochter ein und so bleibt das Paar unglücklich und kinderlos.

Ich fange mal damit an, dass diese Geschichte wie sie oben geschrieben steht, nur die Geschichte des Musicals darstellt. Groß angepriesen wird das Stück mit "Geschichte des Jakob Fugger", welche natürlich eine große Bedeutung für die Augsburger Vergangenheit hat. Dabei stellt sich mir allerdings die Frage, wieso das Stück dann nicht die Wahrheit erzählt oder wieso es, zumindest auf den ersten Blick, als die große Geschichte um Jakob Fugger verkauft wird. Jakob Fugger war sehr bedeutend, auch die Beziehung und Ehe zu Sybilla Artzt lassen sich recherchieren, aber die restlichen Begebenheiten sind wohl eher die Fantasie und fiktiv, wie auch im Programmheft hingewiesen.

Das Gesamtbild des Musicals wirkt nicht sehr rund. Viele Geschichten beginnen, aber nur eine wird zu Ende erzählt. Bereits bei dem kuriosen Angebot der Mutter Sybilla, ihre Tochter anstelle ihrer selbst zu geben war, der Reaktion des Publikums nach, etwas verwirrend.                                                           

In einer anderen Szene, die vermutlich etwas zum Verständnis des Konflikts der beiden beitragen sollte,  diskutiert Jakob Fugger mit Welser (Holger Hauer). Im Vordergrund tanzte jedoch das gesamte Ensemble als Schachfiguren über die Bühne. Leider hat dieser Tanz den ganzen Fokus auf sich gezogen und es war sehr schwer den Diskussionen zu folgen, die schließlich im hinteren Teil der Bühne zu beobachten waren.                                                                                           

Eine der Schlussszenen, sorgte besonders bei mir für Verwirrung. Ein großer Tisch wurde auf die Bühne gerollt, das Ensemble tauchte in weißen Gewändern auf und begann um diesen Tisch, der mit Speisen gedeckt war, eine Art Kampf, bis plötzlich weitere Personen mit etwas kuriosen Tiermasken auftauchten. Das Lied war zu Ende und sie verschwanden alle, ohne einen verständlichen Zusammenhang zur Geschichte dargestellt zu haben.

Aber natürlich möchte ich nicht alles an dieser Inszenierung schlecht reden. Das Bühnenbild, beziehungsweise die Kulisse der Freilichtbühne ist perfekt für dieses historische Stück. Die Bäume und die Steinmauern geben einen tollen Kontrast zu den Büroräumen, die sich auf der anderen Seite der Drehbühne verbergen.                                                                                                                                                                      

Auch das Kostümbild ist, angepasst an diese Zeit, ein toller Blickfang fürs Auge. Besonders die Solistenkostüme, wie die bodenlangen Kleider der Sybilla Sr. und Jr. sind Stoff- und Schnittmäßig gut gewählt und sitzen wie angegossen an den Darstellern. Auch der gesamte Chor und das Ensemble tragen tolle Kleider und unterstreichen damit die Zeit des Stückes.

 

Chris Murray verkörperte an diesem Abend den Jakob Fugger. Da ich ihn nun das erste Mal live auf der Bühne gesehen habe, war ich zuvor sehr gespannt, da ich immer viel über ihn gehört habe. Gesanglich ist er wirklich klasse, er hat die nötige Kraft in der Stimme um die Soli über die ganze Bühne zu tragen, jedoch fehlte mir persönlich ganz oft die Emotion. Seine Rolle ist gezeichnet, weswegen ich mir gewünscht hätte, dass er dieses Gefühl an die Zuschauer hätte übertragen können. Auch im Zusammenspiel mit seinen Duett-Partnern schien es schwierig, da auch hier keine Gefühle zu sehen waren. Was ihm persönlich vielleicht nicht selbst verschuldet war, war der Ton. Bei seinem ersten Lied habe ich kaum etwas verstanden, weil so viel Bewegung Teil der Szene war, dass das Mikrofon ihn nicht wirklich unterstützte.

Roberta Valentini spielte an diesem Abend die Sybilla Sr. und überzeugte mich mal wieder bereits beim ersten Ton. Sie gab der Rolle eine große emotionale Tiefe, was mir besonders bei ihrem Solo Gänsehaut bereitet hat. Auch das Duett mit ihrer Tochter war emotional so geladen, dass man einfach mitfühlen musste, und die Verzweiflung beider Charaktere deutlich herausgestellt hat.

Katharina Wollmann verkörperte die junge Sybilla. Sie ist noch im Studium an der August-Everding-Akademie in München für Musical und kann bereits jetzt schon stimmlich mit ihren erfahrenen Kollegen mithalten. Sie hat eine kraftvolle und besondere Stimme, die mir sehr gut gefallen hat. Auch im Schauspiel mit Chris Murray konnte sie bei mir Punkte sammeln.

Das Ensemble bestand hauptsächlich aus Studenten der Theaterakademie August-Everding, die in Augsburg eine tolle Möglichkeit bekommen haben, Bühnenerfahrung zu sammeln und erstmals mit bereits sehr erfolgreichen, zukünftigen Kollegen aus dem Musical-Bereich zusammenarbeiten konnten. Sie wirkten stimmig im Zusammenspiel und es ist immer wieder toll, auch mal den Nachwuchs für die Bühne in solchen Stücken kennenzulernen.

Abschließend muss ich leider sagen, dass das Stück insgesamt nicht stimmig wirkte. Vieles hätte ausgebessert werden können. Aber die Darsteller auf der Bühne haben ihr Bestes gegeben und somit war auch dieser Abend ein Erlebnis und für mich eine Freude.

 

Bis zum nächsten Mal,

 

 

Eure Judith