· 

Tanz der Vampire- das Kultmusical in Köln

Tanz der Vampire - Das Kultmusical in Köln

Am Mittwochabend, dem 01.08.2018, bin ich nach neun Jahren endlich wieder in den Genuss gekommen, mir das Kultmusical "Tanz der Vampire" anzusehen. Vermutlich müsste ich zur Geschichte nicht mehr viel schreiben, denn fast jeder weiß, worum es bei den kleinen Blutsaugern geht. Aber für die, dich es nicht gesehen haben (ja, auch die gibt es noch) hier der Inhalt:

 

Das deutschsprachige Musical, geschrieben von Jim Steinmann und Michael Kunze, basiert auf dem gleichnamigen Film von Roman Polanski, veröffentlicht 1967. Es feierte seine Uraufführung 30 Jahre später im Wiener Raimundtheater und ist seitdem ein zuverlässiger Publikumsmagnet, wenn es auf deutschsprachigen Musicalbühnen gespielt wird

 

Professor Abronsius (Sebastian Brandmeir) macht sich mit seinem Gehilfen Alfred (Thjis Kobes) auf den weiten Weg nach Transsilvanien, um seine Theorie über Blutsauger in der Nacht weiter zu festigen. Auf dieser Reise werden sie durch Zufall in einem Wirtshaus aufgenommen, in dem auch die Wirtstochter Sarah (Pamina Lenn) wohnt. Als sie Alfred entdeckt, beginnt sie ihm sofort schöne Augen zu machen. Ihr Vater Chagal (Oleg Krasovickiy) sieht dieses Verhalten nicht gerne und schließt seine Tochter ein, um sie zu schützen. Als dann der Graf von Krolock (Ivan Ozhogin), Herrscher des großen Schlosses an der Spitze eines Berges auftaucht und sie einlädt, gibt sich Sarah der bösen Versuchung hin und folgt dem Graf in sein Schloss um mit ihm beim Mitternachtsball zu tanzen. Alfred, der sich längst Hals über Kopf verliebt hat, begibt sich mit dem Professor auf die Suche, um Sarah schnell zu finden und den Biss des Vampir-Grafen zu verhindern. Im Schloss gerät Alfred ins Visier des schwulen Grafensohnes Herbert (Christian Funk), versucht aber weiterhin Sarah zu finden. Sie jedoch ist ganz in den Bann des Grafen gezogen und beim Mitternachtsball kommt es letztendlich doch zum Biss, den weder Professor noch Alfred verhindern können. Als der Professor und Alfred es trotzdem schaffen mit Sarah zu fliehen, wird auch Alfred, unbemerkt vom Professor, der ganz in seine Notizen vertieft ist, durch Sarah in die Welt der Unsterblichen berufen. Nun können sie zusammen bis in die Ewigkeit leben und.. baden.

 

Die Inszenierung in Köln hat natürlich einige Parallelen zur Produktion in Oberhausen 2009. Das Bühnenbild ist hauptsächlich das Selbe. Vieles wird mit Projektionen und Filmteilen gelöst, was auf keinen Fall störend für das Stück ist. Das Bühnenbild selbst besteht hauptsächlich aus einem Hausteil, welches immer wieder gewandelt und umgebaut wird, um mehrere Szenen im und vor dem Wirtshaus darzustellen. Das Schloss besteht aus Vorhängen und teilweise auch aus Toren, die prunkvoll aber passend dekoriert sind. Aber auch DIE Treppe durfte natürlich nicht fehlen. Sie ist nicht so groß und bezaubernd, was die kleine Bühne vermutlich auch eher erschlagen hätte, aber sie reicht für die Größe der Bühne vollkommen aus.

 

Das Kostümbild ist wieder ganz typisch "Tanz der Vampire". Die Wirtsleute tragen warme Mäntel und Mützen, lediglich die Bärte sehen etwas verkleidet aus. Die Vampire sehen wie immer toll aus, die Kostüme sitzen perfekt und auch das düstere, etwas heruntergekommene sticht heraus. Als wären die Kostüme wirklich von vor 500 Jahren.

In der Szene "Carpe Noctem" verwirrten mich die Kostüme der Tänzer leider. Für mich wirkten sie leider wie Aliens, nicht wie Vampire. Ich verstehe es unter dem Gesichtspunkt, dass die Tänzer äußerst viel Bewegungsraum brauchen. Aber so ein paar Details, die auf Vampire hindeuten, hätten das Ganze runder und passender gemacht. Besonders herausstechend war natürlich das Kostüm des Graf von Krolock. Wie zu erwarten war der Frack des Grafen sehr edel und gepflegt. Insgesamt in dunklen Tönen gehalten, fiel die Innenseite des Umhangs, die mit einem violett schimmernden Stoff ausgestattet war, besonders auf.  Für den Ball trug er dann ebenfalls einen Umhang, der jedoch aus hochwertig glänzendem Samt auf der Außenseite bestand. Das ließ ihn sehr pompös und der Grafenrolle gerecht wirken. Leider war das rote Sarah-Kleid nicht so strahlend gestaltet. Die Corsage saß an ihrem Oberkörper wie eine zweite Haut, optimal verarbeitet, aber dieser Glanz verlor sich im Rock. Ein paar Tüllschichten übereinander, verziert mit kleinen, einzelnen Rosen, war mir persönlich leider zu wenig. Aber vermutlich wird es niemand anderem so aufgefallen sein beziehungsweise gestört haben. Natürlich schätze ich hier trotzdem die Arbeit der Schneiderei!

 

Ivan Ozoghin war für mich der zweite Graf, den ich in meinem Leben bewundern durfte. Aber er war neben Kevin Tarte, der die Messlatte sehr hochlegt, einfach bombastisch. Als er den Raum das erste Mal betrat, war er da. Seine sehr reduzierten aber bewusst gewählten Bewegungen und diese Präsenz, die er hat sobald er die Bühne betritt, haben mich einfach vom Hocker gehauen. Auch stimmlich konnte er bereits von Anfang an überzeugen, sein russischer Dialekt war kaum zu hören. Er passte für mich mit seiner dunklen aber klaren Stimme gut zum Grafen.

Die Sarah an diesem Abend wurde gespielt von Pamina Lenn, von der ich bisher nicht viel wusste. Allerdings freut es mich schon sehr, dass wir eine deutsche Besetzung hatten. Und sie war wirklich toll. Viele Besetzungen der Sarah versuchen durchan unpassenden Stellen eingesetzten Belt die nötige Stärke in die Songs zu legen. Pamina jedoch erschuf eine passende Mischung, sang sehr gesund und für den Zuhörer angenehm. Auch die kräftigen Töne waren wirklich toll. Schauspielerisch wandelte sie sich gut von dem eher zurückhaltenden Mädchen zur selbstbewussten Frau und konnte ihrem Partner Ivan sehr gut verfallen.

Alfred, Thjis Kobes, war ebenfalls ein toller Alfred. Gesanglich und Schauspielerisch sehr gut ausgebildet war es ein Genuss ihm zu lauschen und zuzusehen.

Professor Abronsius wurde durch Sebastian Brandmeir verkörpert. Er konnte die verrückte und wirre Art seiner Rolle super darstellen. Seine Gesangspassagen klangen klar übers Publikum und er sorgte für die nötigen Lacher in der sonst düsteren Szenerie.

Leider war der Chagal, verkörpert von Oleg Krasovickiy, durch seinen vermutlich russischen Dialekt sehr schwer zu verstehen, worunter auch der Gesang litt. Es wirkte so, als würde er sich nicht einmal anstrengen die deutschen Worte richtig auszusprechen.

Magda wurde gespielt von Elise Doorn. Sie war in den ruhigen Passagen sehr gut und ihre sehr feine Stimme passte gut zur zierlichen Statur. Als sie die kräftigen Töne bei "Tot zu sein ist komisch" heraus sang, war ich doch sehr überrascht, wie viel Kraft so eine dünne Person haben kann. Klasse!

 

Großen Lob spreche ich hier auch an die Tanzsolisten des Stücks zu. Wie sie sich gegenseitig über die Bühne wirbelten, in einer Leichtigkeit die kaum zu glauben war. Einfach der Wahnsinn. Wer würde nicht alles geben, so tanzen zu können. Erste Sahne.

 

Abschließend habe ich noch ein Zitat für euren Weg, welches mir gestern noch klarer als je zuvor geworden ist:"Bevor noch das nächste Jahrtausend beginnt,
ist der einzige Gott, dem jeder dient,
Die unstillbare Gier."

Nie habe ich so darüber gedacht wie jetzt, denn der Autor hat schon damals die passenden Worte gefunden. Wir folgen unserer unstillbaren Gier, nach mehr. Mehr Erfolg, mehr Geld, mehr Freunde. Genießt das was ihr habt und liebt euch selbst. Das ist alles was zählt!

 

Bis zum nächsten Mal,

 

 

Eure Judith