· 

Tarzan in Oberhausen

Am gestrigen Samstag, den 04.08.2018 ging es für mich ein letztes Mal Richtung

Oberhausener Dschungel. Dank einer Backstage-Führung begann unsere Exkursion durch die Wildnis schon um 11 Uhr morgens. Ich möchte darüber allerdings nicht viel verraten, denn jeder soll selbst entscheiden können, ob er über den Dschungel auch technischen Raffinessen erfahren möchte oder sich ganz und gar verzaubern lassen will, von dem, was um ihn herum geschieht.

 

Schon vor Beginn der Show wird durch ruhige Musik und das dekorative Bühnenbild das Gefühl erweckt sich in einem Dschungel zu befinden. Von einem Donnerschlag erschrocken, sitzen alle Zuschauer gerade in ihren Sitzen und das Stück beginnt. Ein Schiffsunglück, bei dem die Eltern Tarzans auf einer Insel stranden, auf der sie ihren Sohn,  aber nicht sich selbst vor einem Leoparden schützen können leitet die Geschichte ein. Doch die Affenmama Kala, die selbst erst den eigenen Sohn durch den Leoparden verlor, findet ihn und riskiert ihr Leben beim Kampf gegen das Tier. Sie tauft den kleinen Menschenjungen "Tarzan" und nimmt ihn mit zur Affensippe.  Kerchak ist von dieser Idee nicht begeistert und versucht Tarzan loszuwerden, doch das lässt Kala nicht zu. Also wächst Tarzan in der Gemeinschaft der Gorillas auf und wird zu einem starken Mann, der sich immer wieder wünscht von Kerchak akzeptiert zu werden. Vergeblich, denn Kerchak bleibt hart bis der Leopard die Familie angreift und Tarzan diesen zur Strecke bringt, um die Affen zu schützen. Doch das nächste Problem stellt sich dar, als im Dschungel plötzlich Menschen auftauchen, die Tarzan so ähnlich sind, dass er es nicht lassen kann, ihnen näher zu kommen. Sofort merkt er, dass Jane, die bildschöne Tochter des Wissenschaftlers, ihm so ähnlich ist, dass er sie immer wieder sehen möchte. Doch dadurch bringt er sich, Terk und seine Affenmama immer mehr in Gefahr, denn Kerchak kennt nicht die Wahrheit über das ständige Fehlen des Affenmenschen. Nach vielen gemeinsamen Stunden, bittet Jane Tarzan, sie zurück nach London zu begleiten, um bei ihm bleiben zu können. Zunächst scheint es so, als würde sich Tarzan wirklich auf die völlig fremde Welt einlassen und seine Affenfamilie zurücklassen, doch alles kommt anders. Clayton, der hinterhältige und unmenschliche Begleiter der Wissenschaftler, lockt den naiven Dschungelbewohner in eine Falle: Wen Tarzan ihn zu den Gorillas führt, bleibt Jane bei ihm. Als Tarzan die Truppe Menschen schließlich zu der Gorilla Familie bringt, bekommt Kerchak von dem Hinterhalt Wind, möchte seine Sippe schützen und wird dann von Clayton, dem Begleiter der Forscherfamilie,angeschossen. Der im sterben liegende Affenvater verabschiedet sichvon Tarzan  mit den Worten "Mein Sohn", was diesen zum nachdenken bringt und dazu führt, dass er sich für sein Affenfamilie entscheidet.  Jane muss mit Clayton und ihrem Vater Afrika verlassen und kann sich nicht einmal bei Tarzan verabschieden. Als er plötzlich am Strand auftaucht, schafft er es, sie mit einem Kuss doch zurückzu gewinnen und zum bleibenzu animieren. Jane wird mit ihrem Vater und der Gorilla Familie im Dschungel glücklich.

 

In diesem Stück sollte man nicht unbedingt schreckhaft sein, denn immer wieder fliegen und rennen die Affen über und durch das Publikum. Sie begeistern mit atemberaubenden Sprüngen an den Seilen, die von der Decke hängen, und auch den akrobatischen Leistungen am Boden auf der Bühne. Auffallend finde ich diese Affengangart, die in wochenlanger Arbeit beinahe perfektioniert und trainiert wurde. Doch auch das Laufen auf den Fingerknöcheln und besonders der Leopard, der in einer Schnelligkeit auf allen Vieren über die Bühne läuft und kopfüber am Seil hinunter klettern muss, begeistert. Es scheint als hätten die Darsteller nie etwas anderes getan als so zu laufen und zu handeln.

 

Für mich war es der vierte Besuch bei Tarzan und leider muss ich sagen, dass bei allen Darstellern scheinbar die Luft raus ist. Die Hitze draußen, Doppelshows und 8 Mal die Woche, 2 Jahre lang die selbe Show. Natürlich verstehe ich, dass nicht jede Show bombastisch laufen kann, aber auch weiß ich, dass es alle auf der Bühne besser können.

 

Unser Tarzan war zum wiederholten Male Josh Strickland. Vom Broadway eingeflogen, überzeugte er mit authentischen Affenbewegungen schon ab der ersten Szene. Schauspielerisch konnte er mich absolut mitziehen und dank der Sitzplätze war auch dieses Mal die Mimik sehr gut zu erkennen. Leider muss ich sagen, dass Josh mich stimmlich nicht überzeugt. Bereits zum zweiten Mal fand ich es schwierig ihn zu verstehen, denn er versucht sehr angestrengt durch geschlossene Zähne die deutschen Worte gut auszusprechen. Da fehlt die Konzentration auf den Gesang, welcher dann an Qualität verliert. In seinen stärkeren und gefühlsintensiveren Gesangspassagen kann er dies aber ablegen, ist besser zu verstehen und schafft es, die nötigen Emotionen rüberzubringen.

 

Jane wurde wieder von Tessa Sunniva van Tol verkörpert. Was mich damals so an ihr faszinierte, war ihre jugendlich, naive und lockere Art, die voller Begeisterung für den Dschungel blühte. Dieser Schwung war dieses Mal leider nicht zu erkennen, steigerte sich aber zum Ende hin. Stimmlich schien sie etwas angestrengt, was aber schnell verschwand. Ihr niederländischer Dialekt ist deutlich mehr zuhören gewesen, als die letzten Male.

 

Unsere Kala war Isabel Trinkaus, die mich stimmlich wie schauspielerisch absolut überzeugen konnte. Ihre Mimik auch mal aus der Nähe zu bewundern, war klasse und riss mich noch viel mehr mit in ihre Gefühlswelt. Unterstrichen von klaren Gesängen, war das ein Highlight an diesem Nachmittag.

 

Affenoberhaupt Kerchak wurde gespielt von Andreas Lichtenberger. Auch er ist ein erstklassiger Schauspieler und Sänger, der mich mittels Gefühlen und Emotionen durch die Show getragen hat.

 

Der freche Affe Terk wurde verkörpert durch Jeffrey Socia, der mit solch einer Begeisterung und so viel Spaß die Show spielt, dass es einfach mitziehen muss. Gesanglich war er spitze und sehr gut zu verstehen. Nur bei Dialogen war die deutsche Aussprache nicht ganz so gut zu verstehen, was man aber sicherlich verzeihen kann.

 

Dem Ensemble spreche ich hier im allgemeinen meinen Respekt aus. So viel Power und Action in einer Show zu verpacken und trotzdem nicht zu übertreiben ist sicher nicht leicht. Vor allem nicht jeden Tag aufs Neue. Vielen Dank für diese tolle Akrobatik.

 

Tarzan spielt noch bis zum 23.09.2018 in Oberhausen und verlässt dann auf unbestimmte Zeit Deutschland. Wer also noch die Chance nutzen möchte, kann dies jetzt noch mit der Abschiedsaktion auf der Website von "Stage Entertainment" tun. Ich war vier Mal da und habe jedes Mal eine faszinierende Show beobachten können!

 

Bis zum nächsten Mal,

 

 

Eure Judith