Don Camillo und Peppone, Tecklenburg

Don Camillo und Peppone in Tecklenburg

 

Am Freitag, den 05.07.2019, durfte ich nach bereits einer Woche getaner Arbeit in der Schneiderei der Freilichtbühne Tecklenburg, das erste Abendstück "Don Camillo und Peppone" genießen. 

 

Das Wetter war angenehm, wir eingestimmt auf das Stück und die Taschen für die Freilichtbühne, mit Gummibärchen und Trinken, gepackt. Bereits zehn Minuten vor Beginn, kamen die ersten "Arbeiter" auf die Bühne und bauten die "Autostrada", bis es dann um 20:00 Uhr endgültig los ging.

 

Don Camillo (Thomas Borchert), der katholische Priester der fiktiven Stadt Boscaccio, befindet sich in seiner Kirche, während draußen im Dorf die Wahl des neuen Bürgermeisters stattfindet. Peppone (Patrick Stanke) ist einer der Aufgestellten für die Wahl, die er als kommunistische Partei auch gewinnen soll. Viele Bewohner der Stadt sind begeistert und feiern ihren neuen Bürgermeister als Helden. So kommt es zu ständigen Kämpfen, Intrigen und Diskussionen zwischen den beiden Parteien, die sich gegenseitig nicht akzeptieren wollen. In dieser Zeit , verlieben sich die junge Gina (Milica Jovanovic) und Mariolino (Dominik Hees), jeweils Kinder aus den verfeindeten Parteien, ineinander. Aufgrund der Feindschaft erweist sich diese Beziehung aber als sehr schwer, sodass das junge Paar abhaut um zu heiraten. Don Camillo droht in Gottes Namen, das Dorf untergehen zu lassen und schickt eine Flut, die aber durch einen Menscheneingriff, gestoppt wird. Die Bewohner glauben jedoch, es sei eine höhere Macht. Peppone ist auf die Hilfe von Don Camillo angewiesen, und so wäscht die eine Hand die andere. Letztendlich findet das Dorf über die junge Liebe von der jungen Gina und Mariolino wieder zueinander und einen Weg, mit beiden Parteien umzugehen.

 

Patrick Stanke spielt den etwas ungebildeten, kommunistischen Bürgermeister Peppone und konnte hier definitiv mit Humor und dem etwas dümmlichen Verhalten punkten. Diese Art von Rolle scheint ihm bereits in die Wiege gelegt worden sein, denn er hatte die Lacher auf seiner Seite. Stimmlich war er absolut auf der Höhe, genau wie schauspielerisch.

 

Don Camillo, der Priester, wurde von Thomas Borchert gespielt. Ich war tatsächlich etwas skeptisch, ob Borchert diese Rolle wohl erfüllen könnte, da ich ihn zuvor nicht live erleben durfte. Aber er hat mich absolut überrascht und auch überzeugt. Er hat die trockenen Witze und die Intrigen perfekt gespielt, genau wie ich mir den Don Camillo auf der Bühne vorgestellt habe. Ein ganz großes Lob, stimmlich sehr mitreißend.

Das junge Liebespaar, verkörpert durch Milica Jovanovic und Dominik Hees, war wie zu erwarten sehr stark. Beide Darsteller turtelten was das Zeug hielt und stand in jeder Situation zueinander. Schauspiel und Stimmen stimmten optimal überein, auch wenn Jovanovic oft, wie bei Italienern bekannt, sehr stark zu ihrer Familie und demnach gegen Mariolinos Familie hielt. Dennoch stand dem Glück am Ende nichts im Weg und sie konnten endlich heiraten, und mit ihren Familien gemeinsam feiern.

 

Barbara Tartaglia begleitete das gesamte Stück als die alte Gina und gleichzeitig Erzählerin, an ihrer Seite steht Florian Albers als Jesus, der Don Camillo immer wieder ermahnen muss. Tartaglia war die Überraschung des Abends. Bisher kannte ich sie nicht, aber alle ihre Stücke, die sie sang überzeugten mich von der ersten Note an. Sie hat eine unfassbar sanfte und warme Stimme, die mich absolut mitnahm. Florian Albers, als ihr Begleiter war sehr ruhig, was ich sehr schade fand, da er in den letzten Produktionen immer punkten konnte.

 

Das Ensemble war ebenfalls, wie in allen vorherigen Produktionen, sehr stark. Einige von ihnen zählen ja bereits zum Hausinventar in Tecklenburg. Die Choreographien waren sauber ausgeführt und lockerten einige Szenen auf.

Das Kostüm- und Bühnenbild war schlicht, aber sehr passend für die Nachkriegszeit. Wie immer war die Kulisse dezent dekoriert und wurde nur durch einige einzelne Requisiten ergänzt, stellte somit verschiedene Räumlichkeiten wie die Kirche oder das Rathaus dar. Einfach ein Genuss fürs Auge.

 

Wie zu erwarten, hat Tecklenburg hier wieder ein Stück zum ganz eigenen gemacht. Es ist kein sonderlich schweres Stück und ist somit gut um sich einfach mal berieseln zu lassen. Umso neugieriger bin ich auf die nächste Produktion "Dr. Schiwago", die am kommenden Freitag Premiere feiert. Dort werde ich zu Gast sein und in den nächsten Tagen darüber berichten.

 

Bis dahin, alles Gute

Eure Judith