Les Miserables- Tecklenburg

Am 07.07.2018 habe ich mir "Les Miserables" in Tecklenburg ansehen können, wohl bemerkt zum dritten Male. Ich brauchte diese drei Male allerdings, um mit diesem doch sehr schwierigen Stück warm zu werden.

 

Die ursprüngliche Geschichte stammt von Victor Hugo, niedergeschrieben als "die Elenden".

1815 beginnt die Geschichte, als der Sträfling Jean Valjean (gespielt von Patrick Stanke) von  Polizeiinspektor, Javert (Kevin Tarte), nach 19 Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen wird. Der Grund für seine Strafe, war ein Brot, welches er für ein krankes Familienmitglied gestohlen hat. Doch mit seinem Brief über seine Gefangenheit wird er nirgends eingestellt und bekommt kurzweilige Hilfe von einem Bischof. Nun setzt die Geschichte 1823 wieder ein. Jean Valjean hat sich unter falschem Namen ein neues Leben aufgebaut und lebt nun als Bürgermeister in einer Stadt, wo niemand ahnt, wer er war. Als es eines Tages zu Ärger in einer Firma in seiner Stadt kommt, trifft er auf Fantine (Milica Jovanovic). Sie hat eine uneheliche Tochter, Cosette (Daniela Braun), die sie bei den Thenardiers untergebracht hat. Nun muss sie für ihre Tochter Geld zahlen, um ärztliche Behandlungen finanzieren zu können. Fantine verliert ihren Job, verkauft ihren Schmuck und schlussendlich noch ihr Haar, doch all das bringt ihr nichts. Sie endet in der Gosse und verkauft sich für Sex. Als sie sich gegen einen ihrer Freier wehrt, behauptet er nur, sie hätte ihn ohne jeglichen Grund angegriffen. Javert, nun Inspektor der Stadt, lässt Fantine sofort in Haft nehmen. Valjean trifft ein und verhindert es. Sie ist krank und er lässt sie in ein Krankenhaus unterbringen, wo Ärzte ihr helfen sollen. Dort besucht er Fantine und verspricht ihr, sich um ihre Tochter Cosette zu kümmern. Valjean gibt sich bei Javert zu erkennen, welcher ihn von diesem Zeitpunkt an endlich verhaften will. Fantine verstirbt im Krankenhaus an den Folgen ihrer Krankheit. Valjean macht sich auf den Weg, um Cosette frei zu kaufen. Er zieht sie als seine eigene Tochter groß und schenkt ihr ein tolles Leben. Javert verfolgt sie weiterhin, um endlich Rache zu nehmen an Valjean. Als es dann zu den Barrikadenkämpfen, von Studenten aus geführt, kommt, treffen die beiden Herren wieder aufeinander. Jetzt beginnt der letzte Kampf und alle Geschehnisse werden nach und nach aufgedeckt...

 

 

 

 

Patrick Stanke übernimmt mit voller Überzeugung die Rolle des Jean Valjean. Stimmlich wie Schauspielerisch, ist er vollkommen auf der Höhe und selbst die gemeinsten Töne kommen ihm scheinbar ohne Probleme über die Lippen. Mich persönlich hat er alle drei Male mit seinem Solo "Bring ihn Heim" überzeugt und hat vielen Zuschauern Tränen in die Augen getrieben. Aber ich musste doch sehr schmunzeln, als er bei einigen Szenen, wie der Oberaffe über die Bühne lief.

 

Javert, gespielt von Kevin Tarte, kann man nur loben. Seine kräftige und dunkle Stimme passt optimal zu seiner Rolle und er bringt diese düstere und arrogante Art perfekt rüber. Sein Solo "Stern" reißt vollkommen mit und ist auch noch über ganz Tecklenburg hinweg zu hören.

 

Auch Milica Jovanovic zeigt bei ihrem einzigen Lied, vollen Einsatz und singt ihr Lied mit ihrer sehr sanften aber starken Stimme, voller Leidenschaft. Nur ihr Bühnentod ist etwas spontan und plump, aber vielleicht ist das auch Geschmackssache.

 

Das Paar Thernadier wird gespielt von Jens Janke, eingesprungen für Frank Winkels, und Bettina Meske. Die beiden spielen mit totalem Humor und reißen das Publikum direkt bei der ersten Szene in ihren Bann. Es macht immer wieder Spaß den beiden zu zusehen und lockert die düstere Szenerie auf.

 

 

Florian Peters (Marius) und Daniela Braun (Cosette) überzeugen im Zusammenspiel. Auch wenn Daniela durch ihre eher Opernhafte Stimme nicht unbedingt die typischen Musicaltöne zu hören gibt, passt sie optimal in die Rolle und ihre Stimme hat mich auch eher weniger gestört. Florian hat mich mit seinem Solo "Dunkles Schweigen an den Tischen" sehr berührt, auch wenn seine Heilung danach etwas spontan geschieht.

 

Lasarah Sattler, Eponine, ist eher unscheinbar auf der Bühne vertreten. Immer wieder fiel mir auf, wie das Publikum überrascht umher sah und sie suchte, als ihre Stimme erklang. Aber ihr Solo singt sie sehr stark, auch wenn an manchen Stellen die nötige Stärke fehlt um die Dramatik ins ganze Publikum zu übertragen. Aber ihr letztes Lied, bevor sie ihrer Kriegsverletzung erliegt, rührte auch mich zu Tränen.

 

David Jakobs hat mich vermutlich an diesem Abend am meisten überrascht. Er hat mit wahnsinniger Power gesungen und gespielt und hat mich in seinem Schauspiel komplett mitgerissen.

 

 

Und wie man es nun mal von Tecklenburg kennt, waren auch das tolle Ensemble und der große Chor im Stück vertreten. Auch wenn dieser in manchen Szenen eher zu viel war und das Folgen der Handlung eher erschwerte. Die Ton-Problematik ist dieses Jahr eher gut ausgeprägt, was aber nicht unbedingt die Qualität des Stücks mindert. Aber allgemein war es ein toller Abend, für den man sich aber viel warme Kleidung und Decken mitbringen sollte. Das Stück ist ungekürzt und dauert demnach mit Schlussapplaus und Pause ca. 3 1/2 Stunden.

 

 

Wenn ihr könnt und es noch nicht getan habt, seht euch das Stück an. Es lohnt sich!

 

Bis zum nächsten Mal,

 

 

Eure Judith